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Natur vor der Haustür

Carl Wenglein

Carl Wenglein wurde am 16.11.1882 in Nürnberg geboren. Mit 27 Jahren übernahm er nach dem Tod seines Vaters die Nadelfabrik in Schwabach, das Norica-Werk, und vereinigte es mit dem Herold-Werk, das der Vater 1902 übernommen hatte. Die Werke hatten ihren Sitz in Schwabach und stellten Nadeln aller Art her. Unter dem Namen “Norica” wurden vor allem Näh-, Steck-, Strick-, Häkel- und Rouladennadeln sowie Büroklammern produziert. Ab den 1920er Jahren wurden unter dem Namen “Herold” zusätzlich Grammophon-Nadeln hergestellt, welche mit einer Gewinnspanne von 1.000 % weltweiten Absatz fanden. Der Siegeszug der Grammophon-Nadeln machte Wenglein in kurzer Zeit zu einem sehr vermögenden Mann. Er unterstützte mit seinem Geld gemeinnützige und künstlerische Aktivitäten und begeisterte sich für den Naturschutz. 

Der erfolgreiche Unternehmer war ein großer Naturfreund. Einen Großteil seines Vermögens setzte er für Naturschutz- und -bildungsprojekte ein, die damals Vorreitercharakter hatten und bis zum heutigen Tag nachwirken. Besonders die heimische Vogelwelt hatte es ihm angetan. Auftakt und Zentrum seines Wirkens war die Einrichtung einer 1,7 Hektar großen, parkartigen “Vogelschutzanlage” in Schwabach. Teilweise selbst entwickelte Nist- und Fütterungseinrichtungen wurden dort erprobt und eingesetzt. Besucher konnten etwas über die gefiederten Bewohner erfahren und sich an ihnen erfreuen. Die dort angelegte, in Europa einzigartige Vogeleiersammlung ist jetzt im Schwabacher Stadtmuseum zu besichtigen.

Nach Eschenbach kam Wenglein durch seine Frau, deren Familie (Sebald) bei Hartmannshof im Hersbrucker Jura große Steinbrüche betrieb. Das Sebald-Werk gibt es noch heute. In Eschenbach besaß die Familie mehrere Grundstücke sowie ein großes Anwesen, das Wenglein zur Villa ausbaute. Für seine kranke Tochter schuf er eine Art privaten Kurpark auf dem darüber liegenden Hanggelände. Dieses wurde durch Wege, Steige und Pfade erschlossen und stetig erweitert bis auf 6 Hektar im Jahr 1932. Einer Leidenschaft für Ritterromantik folgend ließ Wenglein künstliche Ruinenbauten wie den Heroldturm, Felsgrotten und rustikale Hütten errichten.

Neben der Erholungsfunktion sollte in Welgleins Park die typische örtliche Natur bewahrt werden. Gemäß dem damals vorherrschenden Naturverständnis (Zitat Wenglein: „Eine schöne Landschaft bedarf der Gestaltung durch den Menschen.“) modellierte Wenglein die Landschaft nach seinen Vorstellungen, richtete zum Beispiel ein umfangreiches Alpinum ein, in dem er neben Alpen-Pflanzen auch Arten aus weit entfernten Gebirgen anpflanzen ließ. Noch heute blüht hier manch ortsfremdes Relikt wie Alpenveilchen und Christrose.

Natürlich spielte der Vogelschutz eine herausragende Rolle. Noch heute sind einige der alten Nist- und Fütterungseinrichtungen zu sehen, die Wenglein zu Demonstrationszwecken installieren ließ. Manche sind nach Wengleins Bauplänen nachgebaut und 2025 neu aufgebaut und angebracht worden.

Das „Carl-Wenglein-Naturschutzgelände Eschenbach“ entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugziel v.a. der Nürnberger Bevölkerung. Aber auch aus entfernteren Gegenden trafen Sonderzüge und Busse ein, so dass an manchen Wochenenden tausende Besucher in das kleine Dörfchen Eschenbach kamen.
1930 gründete Carl Wenglein den “Weltbund der Natur- und Vogelfreunde Eschenbach-Schwabach e.V.”, um damals noch unbekanntes Naturschutzbewusstsein in der Bevölkerung zu verbreiten.

Carl Wenglein starb im Jahr 1935. Die Witwe verarmte aufgrund des Niedergangs der Firma und Vermögensverluste nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Grundstücke des Wengleinparks verkaufte sie an Privatleute in Eschenbach.