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Natur vor der Haustür

Blühflächen

Blühflächen in der Landschaft haben eine immense ökologische Bedeutung und als Bestandteil des Stadtgrüns zeigen sie vielfältige positive Wirkungen. Viele Grünflächen sowohl in Ortschaften als auch außerhalb, die das Potential zu blühenden Flächen hätten, werden immer noch zu früh und zu häufig gemäht und teilweise wird das Mähgut liegen gelassen. Auch bei der Neuanlage von Grünflächen in Städten und Dörfern, egal ob öffentlich, privat oder auf Firmengrund, wird immer noch zu oft und unnötig auf kurzgemähten Rasen gesetzt. Umso erfreulicher ist die zunehmende Zahl von neu angelegten Blühflächen seit dem erfolgreichen "Volksbegehren Artenvielfalt - Rettet die Bienen!" 2019. 
Die Böschungsbereiche von Straßen und Wegen können solche Blühflächen sein. Vor allem Insekten brauchen ein Blütenangebot. Und von den Insekten leben wiederum andere Arten. Unsere Ortsgruppe setzt sich bereits seit 2013 für die richtige Pflege dieser Böschungsbereiche ein. Dazu haben wir an alle Bürgermeister in unserem Verantwortungsbereich folgenden Brief (s.u.) gerichtet. In der Folge gab es einzelne Gespräche mit Bürgermeistern und Bauhofmitarbeitern. Zu einer konkreten Zusammenarbeit kam es mit der Stadt Hersbruck, wo seit 2017 bestimmte Wegränder später und weniger oft gemäht und immer beräumt werden. 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
die Hersbrucker Alb ist noch vergleichsweise reich an Landschaftsstrukturen, die einerseits einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten Lebensraum bieten und andererseits zur Attraktivität einer Landschaft beitragen, so dass diese auch einen hohen Erholungswert aufweist. Zu diesen wertvollen Landschaftsstrukturen gehören nicht nur Hecken, Streuobst, Waldränder und Solitärgehölze, sondern auch Raine und Ranken. Leider verschwinden Weg- und Feldraine immer mehr aus der Landschaft. Das ist nicht nur in unserer Heimat zu registrieren, sondern eine allgemeine Erscheinung und hängt im Wesentlichen mit der Entwicklung in der Landwirtschaft zusammen. Durch das Bestreben, jeden Quadratmeter zu nutzen, wurden in der Vergangenheit immer mehr dieser wertvollen Saumstrukturen verschmälert oder ganz beseitigt. Im Rahmen der Flurbereingungsverfahren haben wir uns sehr um den Erhalt der Raine und Ranken bemüht. Leider wurden diese oft beseitigt und durch extensives flächiges Grünland ersetzt, was nur ein rechnerischer, aber kein funktioneller Ersatz ist. Zusätzlich zum Rückgang der Raine haben wir beobachtet, dass an vielen Straßen, Wegen, Radwegen und Gräben immer häufiger im Jahr eine Böschungsmahd stattfindet. Neben der zu dichten Frequenz und aus ökologischer Sicht sehr ungünstigen Zeitpunkte fällt auch auf, dass die Mähstreifen immer breiter werden sowie die Vegetation meist zu stark und selbst an kaum befahrenen oder nur für den landwirtschaftlichen Verkehr zugelassenen Straßen / Wegen geschnitten  wird.
Es ist uns klar, dass eine Mahd aus verkehrssicherheitstechnischen Gründen notwendig ist und auch um zu verhindern, dass Gehölze im Böschungsbereich zu stark aufkommen. Jedoch sollte die Häufigkeit der Mähvorgänge reduziert werden. Je früher und häufiger gemäht wird, desto artenärmer wird der Aufwuchs. Ein „gepflegter englischer Rasen“ an Böschungen ist nicht notwendig. Lässt man die verschiedenen Kräuter und Gräser wachsen und mäht diese nur zwei Mal im Jahr, bieten diese für Reptilien, Tagfalter, Heuschrecken, Vögel und andere Tierarten gute Lebensraumbedingungen. Die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft führt immer mehr zu einer enormen Verschlechterung des Nahrungsangebotes für Blüten besuchende Insekten, insbesondere auch für Honig- und Wildbienen. Die blühende Vegetation am Straßenrand könnte dies bei Beachtung einer naturverträglichen Pflege wenigstens teilweise ausgleichen.
Auto- und Radfahrer sowie Wanderer können sich ebenfalls an blütenreichen Böschungen über mehrere Monate im Jahr erfreuen. Wir erhalten regelmäßig die Rückmeldung von Spaziergängern, dass der Sommer nicht mehr bunt, sondern nur noch grün oder braun ist bzw. keine Bienen mehr gesehen werden. Dies fällt sogar Menschen auf, die mit den Blütenteppichen aus früheren Zeiten nicht mehr aufgewachsen sind. Nicht zuletzt können durch Reduzierung der Mähvorgänge auch Arbeitszeit-  und Maschinenkosten gespart werden.

Aus den genannten Gründen möchte ich Sie bitten, folgende Hinweise  aufzunehmen und mit dem Bauhof zu besprechen:

  • Mahdfrequenz  insgesamt herabsetzen, unnötiges Mähen vermeiden. In der Regel genügen 1-2 Schnitte pro Jahr.
  • Mahd in der für Flora und Fauna sensiblen Zeit zwischen Mai und August vermeiden. Frühe Mahd auf Sichtstreifen und Bankette beschränken.
  • Vegetation nicht zu stark einkürzen. Bei einer Vegetationshöhe von zehn Zentimetern nach der Mahd können zahlreiche Kleintiere am Boden den Mahdvorgang unbeschadet überstehen
  • Heckenränder und angrenzenden Saum nur alle ein bis drei Jahre mähen, dabei auf Teilflächen Frühjahrsmahd durchführen, damit überwinternde Insekten nicht beeinträchtigt werden
  • Straßenränder im Bereich der Leitpfosten nur noch zweimal (Juli / September) pro Jahr mähen, außer z.B. an Einmündungen, wo aus Sicherheitsgründen ggf. häufiger gemäht werden muss