Flächenverbrauch
Flächenverbrauch in Bayern 2022 erneut gestiegen
Vor einigen Jahren hatte die Mehrheit des bayerischen Landtags das Landesentwicklungsprogramm geändert und damit die Ansiedlung von Gewerbegebieten auch ohne direkte Anbindung an bestehende Siedlungen ermöglicht. Das Ergebnis: Der Flächenverbrauch in Bayern ist 2019 um fast 20 Prozent gegenüber 2018 gestiegen. Der BUND Naturschutz fordert die neue bayerische Regierung auf, die von der Koalition vereinbarte Richtgröße von fünf Hektar pro Tag verbindlich einzuhalten. Stattdessen stieg nun wieder der Flächenverbrauch von 10,8 ha (2019) auf 11,6 ha (2020) und bleibt auch 2021 hoch (10,3 ha). Es gibt wieder einen Anstieg auf 12,2 ha (2022).
https://www.bund-naturschutz.de/flaechenschutz.html
https://www.statistik.bayern.de/presse/mitteilungen/2021/pm295/index.html
Fakten im Überblick
- Etwa 12 Hektar Fläche werden in Bayern täglich verbraucht, das entspricht 110.000 Quadratmetern und damit knapp 16 Fußballfeldern (Stand 2023).
- Bayern führt beim Flächenverbrauch im Ranking der Bundesländer.
- Gemäß der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie soll der Flächenverbrauch in Deutschland bis 2020 (korrigiert auf 2030 wegen Nichterreichen) auf unter 30 Hektar pro Tag und bis zum Jahr 2050 auf null (Netto-Null-Prinzip) verringert werden. Verteilt auf die Bundesländer ergibt sich für Bayern daraus ein Flächenziel von 4,7 Hektar pro Tag im Jahr 2020. Auch in der Bayerischen Nachhaltigkeitsstrategie wird langfristig eine Flächenkreislaufwirtschaft ohne weiteren Flächenneuverbrauch angestrebt.
- Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan hat Bayern die meisten Straßenbauprojekte durchgesetzt.
- Etwa 50 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche sind in Bayern versiegelt. Hier kann kein Wasser mehr eindringen. Die andere Hälfte wird zwar nicht versiegelt – etwa bei Frei- und Erholungsflächen –, doch auch sie sind der freien Landschaft entzogen.
- Das Artensterben ist vielfach direkt auf den Verlust von Lebensräumen und damit auf Flächenverbrauch zurückzuführen.
- Immer weniger Flächen werden in Bayern landwirtschaftlich genutzt, stattdessen nehmen Nahrungs- und Futtermittelimporte zu.
- Ein gesundes „Biotop Boden“ erfüllt überlebenswichtige Funktionen: als Nährstoffreservoir, Lebensraum und – ganz entscheidend – zur Filterung und Speicherung von Trinkwasser
- Extremwetterereignisse nehmen in Folge des Klimawandels zu, plötzliche Hochwasser sind auch auf versiegelte Böden zurückzuführen, die kein Wasser mehr aufnehmen und speichern können.
- Landschaft und Erholungsraum sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der Tourismus ist für Bayern eine Leitökonomie – durch den Flächenverbrauch wird dieses Kapital aufs Spiel gesetzt. Das Tourismusland Nr. 1 in Deutschland zählt auch zu den führenden Ganzjahreszielen in Europa: 2016 gab es 100 Mio. Gästeübernachtungen, rund 30 Mrd. Euro geben Touristen hierzulande jährlich aus.
- Pendeldistanzen von Wohnort zu Arbeitsplatz werden immer länger, zum Schaden von Natur und Menschen: zwischen 2000 und 2014 erhöhte sich die mittlere Strecke um 20 Prozent auf 10,5 Kilometer.
- Gewerbe- und Wohngebiete am Ortsrand führen vielerorts zur Verödung der Innenstädte und tragen zu Existenzproblemen des Einzelhandels bei.
Was fordert der Bund Naturschutz?
Aktuell wird das Problem Flächenfraß von der Politik nicht konsequent angegangen, nötig wären unter anderem:
- Festschreibung des Zielwertes des Flächenverbrauchs im Landesentwicklungsprogramm und Ausweisung von Eignungsgebieten im Regionalplan
- Stärkung der Innenentwicklung von Kommunen und Flächenverträglichkeitsprüfung
- Straßenneubauten vermeiden
- gerechtere Verteilung von Gewerbesteueraufkommen
- Landesplanung an das Umweltministerium zurückverlagern