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Natur vor der Haustür

Naturraum und Biotope

Der Wengleinpark umfasst rund 100 Höhenmeter auf einem nach Süden und Osten geneigten Hanggebiet zwischen Pegnitz- und Hirschbachtal am Südostrand der Frankenalb. Dieser sogenannte Albtrauf zeigt die typische Abfolge von Steilstufen und Terrassen, die sich aufgrund unterschiedlichen Verwitterungsverhaltens jener Gesteine herausgebildet haben, die vor Jahrmillionen als Ablagerungen auf dem Grund des Jurameers entstanden. Dies ist die Grundlage für die Vielfalt an Biotopen (Lebensräumen). Die “Traufhänge der Hersbrucker Alb” mit ihren Buchenwäldern, Felsriegeln, Trockenrasen, Karsthöhlen und Quellbereichen sowie den traditionell kleinräumigen menschlichen Nutzungsformen gelten heute als geschütztes Gebiet nach der EU-weiten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH).

Die folgenden Kurzbeschreibungen der im Wengleinpark vorkommenden Lebensräume sind allgemeine Informationen zu diesen Biotopen. Die aufgeführten Arten sind typisch, aber sie kommen nicht alle im Wengleinpark vor.


Eichenanger - Magerweiden und Wildgrasfluren

Die Hersbrucker Alb ist bekannt für eine ausgeprägte Hirtenkultur, die noch bis in die 1960er Jahre hinein lebendig war. Jedes Dorf hatte seine Anger, die hauptsächlich von Kuhhirten beweidet wurden. Aber auch Schafe, Schweine und Gänse wurden auf die Weide getrieben. Jeder Anger hatte seine eigene Charakteristika. Je nachdem, ob er mit Eichen oder Obstbäumen bestanden war, sich auf trockenem oder feuchtem Boden befand. Allen gemein ist, dass durch Tritt und (Nicht-)Fraß v.a. Rosettenpflanzen, niederliegende und stachelige Pflanzen gefördert werden.

Dieser Anger wurde mehrere Jahrzehnte lang nicht mehr beweidet und verbuschte in dieser Zeit. Im Jahr 2008 erfolgte eine Freistellung der alten Eichen und die Beweidung mit Rindern wurde wieder aufgenommen. Es war jedoch eine ständige maschinelle Nachpflege nötig wegen aufkommender Gehölze. Diese können von Ziegen verbissen werden, weshalb die Pflege auf Beweidung mit Schafen umgestellt wurde. In der Schafherde laufen auch Ziegen mit. 

Pflanzen
Baumschicht: Stieleiche 
Strauchschicht: Hartriegel, Weißdorn
Krautschicht: Fieder-Zwenke, Zyprssenwolfsmilch, Silberdistel, Stengellose Kratzdiestel, Gewöhnlicher Thymian, Kleine Bibernelle

Tiere
Spechte und andere Vogelarten, Schmetterlinge (z.B. Distelfalter, Kaisermantel), Abendsegler und andere Fledermausarten, Wanzen, Zikaden, Käfer, Spinnen, Wildbienen


Frischer Kalkbuchenwald

Diesen strauchschichtarmen Hallen-Buchenwald findet man an den Hängen der Kalkgebirge. Es handelt sich hierbei um den natürlichen Waldtyp auf nährstoffreichen, gut durchlüfteten, biologisch aktiven Humus- und Mullböden auf Kalk. 

Pflanzen
Baumschicht: Rotbuche, vereinzelt Esche und Ahorn
Strauchschicht: kaum vorhanden, Seidelbast
Krautschicht: Frühlingsplatterbse, Haselwurz, Buschwindröschen, Sanikel, Türkenbund, Waldmeister, Waldbingelkraut, Lungenkraut, Waldveilchen

Tiere
Schwarzspecht in den Altbuchen
Waldlaubsänger, Kleiber
Regenwürmer, Erdkröte, Waldspitzmaus, Schnecken, Nachtfalter


Schluchtwald

Auf den steinschuttreichen felsigen Hängen und in Schluchten mit Höhlen, Spalten und Nischen, wächst ein naturnaher moos- und farnreicher Laubwald mit vielfältigem Baumartengemisch und artenreichem üppigem Unterwuchs. Die Sommerlinde hat hier einen Vorteil gegenüber der Buche, da sie weit nach unten reichende Wurzeln hat, mit denen sie sich tief aus den Felsspalten noch Wasser holen kann. Im Wald herrscht ein feucht-schattiges kühles Kleinklima. 

Pflanzen
Baumschicht: Berg- und Spitzahorn, Esche, Sommerlinde, Bergulme, Wildkirsche
in Felsspalten: Schildfarn, Tüpfelfarn, Blasenfarn, Hirschzunge
im Unterwuchs: Christophskraut, Wald-Silberblatt, Immergrün 

Tiere
Feuersalamander, Asseln, Weberknechte, Schnecken
Zaunkönig
Fledermäuse


Warmtrockene Felsen

Auf stark besonnten, steilen, feinerdearmen Felswänden, Felsköpfen und Felsbändern herrschen Extrembedingungen durch Trockenheit und hohe Temperaturen. Es handelt sich hierbei um natürlich waldfreie Standorte, auf denen eine baumfreie, lückig-offene, niederwüchsige Vegetation mit dickfleischigen Polsterpflanzen oder Pflanzen mit Rollblättern wächst. Die Hauptblütezeit liegt im Frühjahr. 

Pflanzen
Küchenschelle, Scharfer Mauerpfeffer, Hauswurz, Pfingstnelke, Weißer Mauerpfeffer, Immergrünes Felsenblümchen

Tiere
Schnarrschrecke, Segelfalter, Schwalbenschwanz, Apollofalter, Schlingnatter
Uhu und Wanderfalke in Nischen großer Felspartien


Halbtrockenrasen

Halbtrockenrasen sind kräuterreiche Grasfluren mit Blütenreichtum im Spätsommer. Im Wengleinpark finden wir diesen im oberen Gelände unterhalb der Luisenhütte. Er ist hier durch extensive Beweidung entstanden und wird seit Jahrzehnten durch jährliche Mahd im Herbst gepflegt und offengehalten. 

Pflanzen
Schlüsselblume, Küchenschelle, Frauenschuh, Sonnenröschen, Frühlingssegge, Fingerkraut, Hufeisenklee, Aufrechte Trespe, Taubenskabiose, Gefranster Enzian, Deutscher Enzian

Tiere
Erdhummel, Goldschrecken, Blutströpfchen, Bläulinge, Zipfelfalter, Kaisermantel, Baumpieper, Heidelerche


Wärmeliebender Kalkbuchenwald

Dieser Waldtyp mit der Hauptbaumart Buche unterscheidet sich von den anderen Waldlebensräumen im Wengleinpark. Der Wald, der ebenfalls auf Kalkgestein stockt, muss hier mit weniger Feuchtigkeit auskommen. Die Bäume sind kleiner und unregelmäßiger gewachsen. Dadurch dringt mehr Licht durch das Laubdach und es können Sträucher wachsen, die Krautschicht ist artenreicher. Vor allem Seggen und Orchideen sind typisch, sodass man auch von einem Seggen- oder Orchideenbuchenwald spricht. 

Pflanzen
Baum- und Strauchschicht: Rotbuche, Traubeneiche, Hasel, Mehlbeere
Krautschicht: Weißes Waldvögelein, Rotbraune Stendelwurz, Maiglöckchen, Fingersegge, Bergsegge, Blausegge

Tiere
Rüsselkäfer, Große Laubschrecke, Fitislaubsänger


Eichen-Hainbuchenwald

Der Eichen-Hainbuchenwald bildet eine Ersatzgesellschaft der Buchenwälder auf nährstoffreichen Kalkverwitterungsböden mit lehmiger Albüberdeckung. Dieser Waldtyp wurde früher durch Mittelwaldbetrieb gefördert: Baumarten, die am Stock of wieder ausschlagen, wie Linde und Hainbuche, wurden als Feuerholz genutzt; dazwischen wurden Eichen stehen gelassen zur Verwendung als Bauholz. Der Wald ist licht und hat dadurch einen artenreichen Kräuterunterwuchs. 

Pflanzen
Baum- und Strauchschicht: Hainbuche, Stiel- und Traubeneiche, Elsbeere, Feldahorn, Liguster, Weißdorn
Krautschicht: Nesselblättrige Glockenblume, Straußblütige Wucherblume, Waldlabkraut, Rauhhaariges Veilchen

Tiere
Eichenbockkäfer, Eichenspinner, Gallwespen, Kurzflügelkäfer, Buntspecht


Blockschutthänge

Hier verwittern die Kalk- und Dolomitbänke des Weißen Jura über der wasserstauenden Lage des Ornatenton. Immer wieder bröckelt Gestein von den Felswänden und häuft sich über der darunter liegenden Verebnung an. Es entstehen sog. Blockschutthänge.
Das lockere Material ist von Spalten, Löchern und kleinen Höhlen durchsetzt. Bäume können im Geröll Fuß fassen und dieses stabilisieren - es bildet sich ein urwüchsiger Laubmischwald. Im Unterwuchs dominieren Moose, Farne und schattentolerante Kräuter, die das feuchtkühle Mikroklima festhalten. Klüfte, aus denen unterirdische Luftströme zutage treten, sind auch im Hochsommer kühl temperiert, dagegen im Winter frostfrei. 

Pflanzen
Baumschicht: Bergahorn, Esche
Krautschicht: Einbeere, Vielblütige Weißwurz (Salomonssiegel), Scharbockskraut, Aronstab, Buschwindröschen, Hohler Lerchensporn

Tiere
Feuersalamander, Heuschrecken


Kalktuffquelle und Teich

Kalktuffquellen entstehen, wenn Regenwasser durch höher gelegenen, löslichen Kalk sickert, sich an der darunter liegenden Tonschicht staut und in Form von Hangquellen zutage treten. Dort wird gelöster Kalk in Form von festem Kalktuff wieder abgeschieden. Das Wachstum bestimmter Moose beschleunigt den Prozess. Innerhalb vieler Jahre können so zentimeterdicke Krusten entstehen. Kalktuffquellen sind nicht nur eine geologische, sondern auch eine ökologische Besonderheit. Auf die ganzjährig konstanten Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse stellen sich speziell angepasste Tier- und Pflanzengesellschaften ein. Neben dem Feuersalamander zählt die Gestreifte Quelljungfer, eine seltene Libellenart, zu den Bewohnern.

Die beiden Teiche im Wengleinpark werden aus den darüberliegenden Quellen gespeist. Da der Zulauf im Laufe des Jahres unterschiedlich stark ist und im Sommer die Gefahr des Austrocknens besteht, wurde in beiden Kleingewässern Folie verlegt. Die Teiche sind typische Laichgewässer für den Feuersalamander, dessen Larven man ab etwa März bis zum Sommer beobachten kann.