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Natur vor der Haustür

Hersbrucker Alb

Im Rahmen des Projekts "Ermittlung kleinstrukturierter Landschaftsräume im Altlandkreis Hersbruck" wurden Untersuchungen zur Strukturdichte in verschiedenen Teilbereichen der Hersbrucker Alb und eine ausführliche Foto-Dokumentation der kleinstrukturierten Kulturlandschaft durchgeführt. Ausgewählte Ergebnisse sind auf dieser Seite sowie im folgenden Abschnitt "Landschaftselemente" dargestellt. Das Projekt wurde vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der GlücksSpirale gefördert.


Eine reich strukturierte, vielfältige Kulturlandschaft

Die Hersbrucker Alb ist eine wichtige Erholungslandschaft für zahlreiche Besucher und somit ein regional wie überregional bekanntes und beliebtes touristisches Ziel. Nur etwa 30 Kilometer vom Ballungsraum Nürnberg entfernt konnte sich in der Hersbrucker Alb eine kleinstrukturierte und formenreiche, über die Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft bewahren. Diese historische Kulturlandschaft ist auch der Grund für die vielfältigen Reize der Region. Die jahrhundertelange extensive Nutzung hat zahlreiche Kleinstrukturen entstehen lassen. Raine und Hecken blieben bis heute erhalten und gliedern die Flur in dem Auge wohlgefällige Einheiten. Feldgehölze zieren inselhaft das Landschaftsbild. Viele Ortschaften sind von Obstbäumen gesäumt und auf den ehemaligen Weideflächen wachsen Trockenrasen und alte Bäume. Die Strukturvielfalt geht dabei mit der Artenvielfalt Hand in Hand. Und sie macht die Ästhetik der Landschaft aus. Wohin der Blick auch schweift, ihm werden zahlreiche Informationen geboten, die Dichte an „Erlebnissen“ für das Auge ist hoch.

 

Doch nicht nur das. Alte Traditionen der Arbeit und des ländlichen Lebens sind vielerorts spürbar. Noch bis in die 1960er Jahre war hier eine ausgeprägte Rinderbeweidung üblich, wovon heute ökologisch und landschaftsästhetisch wertvolle Hutanger zeugen. Trockentäler, Kiefernwälder auf Dolomitkuppen und malerische Bach- und Flussläufe tragen zur insgesamt äußerst reizvollen Landschaft bei. Trotz der Schwierigkeiten, mit denen die Landwirtschaft heute konfrontiert ist, konnten sich in der Hersbrucker Alb kleinbäuerliche Betriebe erhalten, welche den ihnen gegebenen Naturraum einfalls- und formenreich nutzen und prägen. In der Landschaft stecken demnach Unmengen an menschlicher Arbeit. Auch regionale Produkte und regionales Handwerk prägen den Charakter der Kulturlandschaft. Über Generationen gestaltet, liefert die Hersbrucker Alb somit ein Bild von Heimat, mit dem sich ihre Bewohner identifizieren können.

 

Dieses bereits jahrhundertealte Bild einer typischen fränkischen Kulturlandschaft lässt es auch zu, in dieser zu lesen wie in einem Buch. Die Formen der kultivierten Natur präsentieren das bäuerliche Leben von damals genauso wie aktuelle Tendenzen der heutigen Zeit. In Ihnen spiegeln sich historische Gesellschaftsformen, Arbeitstechniken, Sozialzustände, Rechtsregelungen und Ideale. Die Hersbrucker Alb ist somit auch ein Denkmal und ein Zeuge vergangener Zeiten.


Historische Entwicklungen in der Hersbrucker Alb

In der Hersbrucker Alb wurde die Dreifelderwirtschaft mit Sommergetreide (Hafer, Gerste, Weizen), Wintergetreide (Roggen, Dinkel) und Brache betrieben. Dabei herrschte ein Flurzwang und genaue Regeln bestimmten den gemeinschaftlichen Anbau. Die Einteilung in Zelgen (Fruchtartenbezirke) bestimmte das Bild der Anbaulandschaft. Was keine Ackerfläche war, wurde als Weide genutzt. Zudem gab es auch Obstanbau. Da Viehfutter nicht speziell angebaut werden konnte, führten Hirten das gesamte Vieh auf die gemeinschaftlichen Allmendeflächen zum Grasen. Diese Form der Hut hielt sich in der Alb mancherorts bis in die 1960er Jahre.

Die Landschaft war aufgrund der Beweidung und auch des Nutzungsdrucks bis in diese Zeit hinein wohl ärmer an Kleinagrotopen. Diese wurden jedoch genutzt und gepflegt. Im Gemeindegebiet Alfeld waren Tagelöhner und ärmere Bauern damit beauftragt, in den Arbeitspausen das Vieh an Rainen und Ranken grasen zu lassen. Sogar Rand- und Mittelstreifen der Wege wurden ob des Futtermangels dafür hergenommen. Die Raine wurden dazu auch mittels Feuer offen gehalten. Raine und Ranken sollten dabei ihre Funktionen dauerhaft behalten und nicht entfernt werden. Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden diese Strukturen derartig genutzt.
Auch in der Hersbrucker Alb hat die Erbteilung zu einer extremen Zersplitterung der Flur und sehr kleinen Besitzanteilen geführt. In Alfeld war dies der Grund, warum fast alle Bauern auch gewerblich tätig waren - nur so konnten sie ihre Familien ernähren. Gleichzeitig hat die Mischung aus Landwirtschaft und Gewerbe kleinräumigen und vielfältigen Anbau gefördert, da es durch das gewerbliche Zubrot nicht gleich nötig war, die kleinteiligen Flächen aufzugeben oder zusammenzulegen. Die Kulturlandschaft zeigte sich somit sehr formenreich. Auch wurde jeder Bereich unterschiedlich genutzt. So wuchsen Obstbäume auf Lesesteinriegeln und die Schweine wurden in den Wald oder an die Hecken geschickt, um zu fressen.

Weitere besondere Elemente der Hersbrucker Alb sind die Streuobstwiesen in Dorfnähe, die Pflanzrichten, Stufenranken und die Lesesteine. Pflanzrichten waren kleine Gartenanlagen innerhalb der Angerfläche, auf denen jedes Gemeindemitglied Gemüse anbauen konnte. In Alfeld entstanden Pflanzrichten z.B. aufgrund der engen Dorflage und –form im Talkessel sowie der fortschreitenden Besitzteilung. Innerörtliche Freiflächen sanken so auf ein Minimum und am Ortsrand wurden Gärten angelegt. Vielerorts in der Alb traf man auf solche Anlagen. Lesesteine sind in der Hersbrucker Alb seit jeher landschaftsprägend. Die flachgründigen Jurakalkböden der Hochflächen haben einen hohen Anteil an Splitterkalkbrocken, die im Laufe der Jahrzehnte gelesen und zu Riegeln oder Haufen gelegt wurden. Auch die Hänge des Albanstiegs wurden in mühsamer Arbeit ackerbaulich nutzbar gemacht und in diesem Rahmen mit Lesesteinriegeln „ausgestattet“. Bei der Hangbearbeitung entstanden nach und nach die mittelgebirgstypischen Ackerterrassen bzw. Stufenranken.

Die Lage der Landwirtschaft verbesserte sich in der Hersbrucker Alb im Laufe des 19. Jahrhunderts. Aus der Dreifelderwirtschaft wurde eine Vierfelderwirtschaft, die Brachzeit verringerte sich und auf den Brachfeldern wurden Kartoffeln und Viehfutterpflanzen angebaut. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam auch der Hopfenanbau dazu und machte aus dem Gebiet eines der wichtigsten Hopfenanbaugebiete Bayerns, wobei der Hopfen heute nur noch eine marginale Rolle spielt. Der Hut kam der Hopfenanbau entgegen, da Dung für die Grasflächen einen guten Dünger darstellte. Nichtsdestotrotz ließ der Weidedruck auf die Gemeinschaftsflächen mehr und mehr nach, da ackerbaulich zunehmend ertragreicher intensiviert werden konnte. Die gemeinschaftliche Feldflur wurde unter den Bauern verteilt und ermöglichte so eine individuellere Nutzung.

Heute ist die Hersbrucker Alb einem raschen Wandel unterworfen. Die fortschreitende Rationalisierung der Landwirtschaft, der Maschineneinsatz und die Flurbereinigungsprozesse sowie die finanziellen Nöte der kleinbäuerlichen Betriebe bedrohen die typische Kulturlandschaft. Technischer Fortschritt und globale Konkurrenz erzeugen kontinuierlich großen Druck. Die Hersbrucker Alb hat es jedoch trotz dieser Probleme bis heute geschafft, ihr altes Gesicht in vielen Bereichen erhalten zu können. Insbesondere der Albanstieg und das Hochland bewahrten ihre historische Form. Diese kleinräumige Vielgestaltigkeit muss unter Berücksichtigung ökologischer, aber auch sozialer und wirtschaftlicher Aspekte geschützt werden.


Naturraum, Geologie und Böden der Hersbrucker Alb

Die Landwirtschaft konzentriert sich auf das Albvorland, ein Gebiet, dessen fruchtbare Braunerden vor allem ackerbaulich genutzt werden. In den vergangenen Jahrhunderten wurde hier auch viel Hopfen angebaut. An der Sandsteinstufe des Albanstiegs und in den höheren Lagen ab etwa 440 m NN wurde früher ebenso intensiv landwirtschaftlich gearbeitet, was aufgrund der schwierigen Nutzungsbedingungen in einfallsreichen Nischennutzungen und zahlreichen Biotoptypen resultierte. Heute allerdings sind diese Areale aufgrund fehlender und nicht mehr rentabler Nutzung und Wideraufforstungen mehr und mehr vom Wald bedeckt. Wo dies noch nicht der Fall ist, zeigt sich die Hersbrucker Alb in diesen Höhenbereichen jedoch von ihrer besten Seite, was Vielfalt an Nutzung und Lebensräumen sowie Strukturen angeht. Reliefenergetisches und felsiges Gelände ließen direkt neben landwirtschaftlicher Nutzung unterschiedlichste Restbiotope entstehen. Wacholderheiden zeugen von früherer Beweidung, welche am Albanstieg und auch auf den Hochflächen dem Ackerbau vorgezogen wurde, da die Böden wenig ergiebig und schwer zu bearbeiten waren. Der Albanstieg kann heute noch als Beispiel einer kleinstrukturierten Kulturlandschaft gelten, trotz Gefährdung durch Aufgabe der Nutzung und Pflege, Ausräumung und Vereinheitlichung sowie Siedlungsdruck.

 

Die Hochflächen sind wieder ebener, hier wechseln sich Scherbenäcker und Wiesen ab. Eine hohe Wasserversickerungsrate, Flachgründigkeit und ein großer Anteil an Kalksteinen sind prägend. Die Orte auf den Hochflächen sind Neusiedlungen des späteren Mittelalters, als zunehmender Bevölkerungsdruck auch eine Landnahme auf den Hochflächen nötig machte. Heute sind diese Flächen oftmals aufgeforstet, wobei Geländestufen in den jungen Wäldern auf frühere Ackerterrassen rückschließen lassen. Die auftretende Wasserversickerung und damit einhergehende Wasserknappheit – typisch für Kalkhochflächen – ließ Karstformen und Dolinen entstehen so wie auch die ökologisch wertvollen Trockentäler. In der Eiszeit noch wasserführend, beherbergen sie heute Magerrasenbiotope.
Insbesondere der Albanstieg und das Hochland bewahrten eine besondere Vielgestaltigkeit. An feuchten Stellen trifft man auf schwarzerle- und eschereiche Auenwälder und auf Dolomitsandböden wächst lichter Waldanemonen-Kiefernwald. Die hervortretenden Kalk- und Dolomitfelsen beherbergen seltene Steppenheidepflanzen. Die nachfolgende Grafik zeigt den Biotopanteil der Gemeinden des Altlandkreises Hersbruck in Prozent der Gesamtfläche. Insbesondere die Gebiete um Velden, aber auch bei Kirchensittenbach und Alfeld haben einen hohen Anteil an unterschiedlichen Biotoptypen.