Wildkatze
Sie durchstreifte unsere Wälder schon lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen aus Afrika mitbrachten, aber kaum einer bekommt sie je zu Gesicht: die Europäische Wildkatze. Deutschlandweit wurde sie durch intensive Bejagung fast ausgerottet. Heute ist sie streng geschützt und kehrt langsam zurück in unsere Wälder. Jetzt gilt es, ihre Lebensräume zu schützen und die Gefährdung durch den Straßenverkehr zu minimieren. Die meisten der gefundenen toten Wildkatzen sind Verkehrsopfer.
In Bayern galt die Wildkatze als gänzlich ausgestorben. 1984 startete der BN eine Wiedereinbürgerungs-Aktion und setzte bis 2009 vor allem im Spessart über 600 Wildkatzen aus. Auch eine Zuwanderung aus anderen deutschen Waldgebieten, insbesondere aus Thüringen und Hessen, ist mittlerweile wahrscheinlich. Gab es 2002 in Bayern lediglich zwei sichere Nachweise, waren es 2014 bereits 546.
Um an diese Nachweise zu gelangen, setzt der BN eine elegante und effiziente Methode ein. Wildkatzen sind extrem scheu, sehr selten zu sehen und auch dann nur schwierig von manchmal ähnlich gefärbten Hauskatzen zu unterscheiden. Die Lösung kennen Katzenliebhaber: Baldrian lockt Katzen an. Sie reiben sich an der duftenden Stelle. Diese Vorliebe macht man sich zunutze: Raue Holzstäbe werden von ehrenamtlichen Aktiven an geeigneten Stellen in den Waldboden gesteckt und mit Baldrian-Lösung besprüht. Reiben sich Wildkatzen daran, so bleiben im günstigsten Fall einige Haare, eingeklemmt im Holz, zurück. Diese Haare werden sorgfältig mit Pinzetten abgesammelt und im Labor genetisch untersucht. In Bayern führt diese Analysen das Bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP, Teisendorf, Oberbayern) in Kooperation mit dem BN durch. Diese Daten gehen dann zur weiteren wissenschaftlichen Auswertung und Detailanalyse an das Forschungsinstitut Senckenberg in Gelnhausen (Hessen), das dort zusammen mit dem BN und BUND eine bundesweite genetische Datenbank zur Wildkatze aufgebaut hat.
Viele fleißige Lockstockbetreuer waren im Jahr 2014 im Landkreis 3 Monate lang wöchentlich unterwegs und haben Haare gesammelt. Das Ergebnis ist sehr erfreulich: Die Wildkatze findet sich sowohl südlich von Lauf als auch in den Wäldern nördlich der Stadt. Diese Wälder zeigen einen hohen Strukturreichtum aus Laub- und Nadelbäumen, Totholz, dichtem Unterwuchs und freie sonnige Stellen. Nun gilt es, diese Vielfalt im Wald zu erhalten und zu erweitern, denn mit der Wildkatze kehren auch viele unauffällige Kleintiere und Pflanzen zurück. Die Wildkatze ernährt sich hauptsächlich von Mäusen, nur selten erweitert sie den Speiseplan auf Vögel oder Insekten.
Im Jahr 2019 wurde die Lockstockaktion im Landkreis wiederholt. Bei 9 auswertbaren Proben konnte wieder eine Wildkatze im Landkreis nachgewiesen werden.
Weitere Informationen zum BUND-Projekt „Wildkatzensprung“ und zum Wildkatzenschutz in Bayern finden Sie unter: http://www.bund.net/wildkatzensprung bzw. unter http://www.bund-naturschutz.de/themen/artenbiotopschutz/wildkatze.html